For those of you who don`t read German, this is a news article about me that appeared in Switzerland´s national newspaper, the Neue Zürcher Zeitung. I was quite surprised to see that the Swiss are so interested in the life of a casino cheater, but I guess with the tremendous box office success of the blackjack movie "21," the whole world is enraptured by stories of how people beat casinos. If you want to read a very similar article in English, read this FHM article about my casino cheating career.
Die Abkürzung zur ersten MillionPräzises Timing, Psychologie und ein bisschen Mumm. Ein Amerikaner, der mit Betrug am Roulettetisch 20 Millionen Dollar verdient haben will, verrät seinen besten Trick. Von Andreas HirsteinToolboxDruckansicht
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«Pat war ein liebenswürdiger Kerl − ausser, dass Pat ein Dieb war, ein Dieb wie ich», sagt Richard Marcus. Über zehn Jahre lang betrogen die beiden Amerikaner mit weiteren Komplizen die grossen Kasinos dieser Welt: Las Vegas, Atlantic City, Monte Carlo, Baden-Baden. «Insgesamt haben wir 20 Millionen Dollar kassiert, bis ich mich an Silvester 1999 zur Ruhe gesetzt habe», behauptet Marcus, der heute wieder in seiner Heimat New Jersey und in Saint-Gervais am Fusse des Montblanc lebt.
Marcus war der Kopf der Bande: «Ich war der
Anzeige Das richtige TimingEin guter Betrüger, das ist nach Marcus' Definition immer auch ein netter Mensch. «Man braucht das richtige Timing, und man braucht Mumm. Aber vor allem muss man sympathisch wirken − so wie Pat», sagt Marcus. «Ich mochte ihn, alle mochten ihn, vor allem die Frauen. Und als er schliesslich auch am Spieltisch gut wurde, haben wir die Kasinos nur so ausgenommen.»
Insgesamt habe er fast 25 Jahre lang vom Betrug an den Roulette-, Black-Jack- und Baccara-Tischen dieser Welt gelebt. «Aber ich habe eigentlich mein ganzes Leben lang gezockt. Sein erstes grosses Geld verdiente er mit Pferdewetten. 20 000 Dollar. Das war sein Ticket nach Las Vegas. Im Hotel-Casino Riviera nahm er ein Zimmer, und er gewann. Nach einer Woche hatte er 100 000 Dollar. Doch der neue Reichtum zerrann schneller, als Marcus ihn angesammelt hatte. In einer einzigen Nacht verlor er alles. Als er die Hotelrechnung nicht mehr bezahlte, landete er auf der Strasse. Ohne Geld, ohne Job und ohne Ausbildung. Von seinen New Yorker Freunden wollte ihm niemand Geld leihen, und seine Eltern wollten nichts mehr von ihm wissen.
Nach ein paar Wochen ergatterte er einen Job im Four-Queens-Kasino. Nach zehn Monaten setzte sich ein Mann an Marcus' Baccara-Tisch. Er nannte sich Joe Classon, kam ebenfalls von der Ostküste und fragte Marcus, warum er das Kasino nicht bestehle − so wie alle anderen Angestellten. «Ich wolle meinen Job nicht wegen ein paar 5-Dollar-Chips gefährden, antwortete ich.»
Trotzdem trafen sich die beiden Männer nach Feierabend, und Marcus liess sich zu seinem ersten Betrug überreden. Jeweils am Ende seines Dienstes präparierte er den Kartenstapel, so dass Classon in der folgenden Schicht abkassieren konnte. Das funktionierte so gut, dass sich Marcus für eine Karriere als professioneller Betrüger entschied. Er kündigte seinen Job und wurde festes Mitglied in Joe Classons Betrügerbande.
«Joe hat mir alle seine Tricks beim
In einem seiner erfolgreichsten Spielzüge arbeitete Marcus in einem vierköpfigen Team: Er selbst, der als Mechaniker die eingesetzten Chips vertauscht; eine schöne Frau, die den Gewinn für sich reklamiert, und zwei Hilfs-Wetter, deren Aufgabe es ist, den Croupier für den Bruchteil einer Sekunde abzulenken.
Alle vier Teammitglieder beziehen zunächst ihre Position am Tisch. Die Frau besitzt zunächst fünf 100-Dollar-Chips. Einen tauscht sie gegen 100 1-Dollar-Chips ein und baut damit fünf Stapel vor sich auf. In den hintersten Stapel mischt sie zwei 100-Dollar-Chips und übergibt unbemerkt zwei weitere an den Mechaniker, der nun ebenfalls einen gemischten Stapel zusammenstellt.
Der Croupier kann die gemischten Stapel jedoch nicht sehen, weil sie hinter den niederwertigen Stapeln verborgen sind. Jetzt setzt die Spielerin jeweils fünf 1-Dollar-Chips auf neun unterschiedliche Zahlen. Falls eine dieser Zahlen gewinnt, tauscht der Mechaniker den entsprechenden Stapel durch den mit 100-Dollar-Chips «angereicherten» gemischten Stapel aus. Dies gelingt unbemerkt, weil der Croupier für den Bruchteil einer Sekunde wegsehen muss, wenn er die strategisch placierten Einsätze der Hilfs-Wetter abräumt.
Psycho-Verwirrspiel«Bis hierhin ist alles reine Mechanik», sagt Marcus. «Das genügt aber nicht. Der Croupier würde misstrauisch, wenn plötzlich 100-Dollar-Chips im Gewinnstapel auftauchen. Er würde sich weigern, den Gewinn auszuzahlen, ohne die Videoaufnahmen zu überprüfen.»
Deswegen folgt jetzt ein psychologisches Verwirrspiel, an dessen Ende sogar langjährige Kasinoangestellte wieder ans grosse Glück im Spiel glauben. Die Spielerin schiebt ihren gemischten Stapel in den Vordergrund. Dann beginnt sie laut auszurufen: «Oh, mein Gott! Wo sind meine beiden 100-Dollar-Chips? Ich habe sie verloren. Mein Mann bringt mich um!»
Auf dem Fussboden, in ihrer Handtasche, überall sucht sie hysterisch nach den Chips. Dann aber, im selben Moment, in dem der Croupier die beiden 100-Dollar-Chips im Gewinnstapel entdeckt, bricht die Spielerin in lauten Jubel aus: «Da sind sie. Ich kann es nicht fassen. Ich habe sie aus Versehen gesetzt, und sie haben gewonnen. Ich habe gerade 7000 Dollar gewonnen, 7000!»
«Sie müssen sich vorstellen», sagt Marcus: «Da steht eine hübsche Frau, die es niemals nötig hätte zu betrügen, die erst vor Panik zittert und dann in Freudentränen ausbricht − da ist sogar der Croupier glücklich, dass er auszahlen darf. Und schliesslich bekommt er auch noch einen 100-Dollar-Chip als Trinkgeld.»
Marcus ist in seiner fast 25-jährigen Karriere nie erwischt worden. Sechsmal wurde er in einem Hinterzimmer befragt. «Aber nachweisen konnte man mir nichts», sagt er. Beendet hat er seine Betrüger-Karriere, weil er genug verdient hatte. Von den 20 Millionen, blieben ihm 7.
Nichts, was Sie bereuen, Herr Marcus? «Nein. Ich liebte den Adrenalin-Kick. Wenn ich etwas bedaure, dann dass ich keine Familie habe. Meine Ehe ist gescheitert, aber das lag nicht an mir, sondern an der Drogensucht meiner Frau.» Zu seinen Eltern hat Marcus keinen Kontakt mehr, und auch zu seiner Schwester habe er kein gutes Verhältnis. «Aber ich bin nicht alleine. Ich habe Freunde.» Heute schreibt Marcus Bücher und betreibt eine Website. Seine Autobiografie «American Roulette» soll verfilmt werden. «Ich berate heute dieselben Kasinos, die ich früher betrogen habe. Die zahlen mir 5000 Dollar pro Tag.» Und die versteuert Marcus heute. Ganz ehrlich.
«Ich berate heute
dieselben Kasinos, die
ich früher betrogen
habe. Sie zahlen mir
5000 Dollar pro Tag.»